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Aramidfaserverstärkter Kunststoff (AFK) ist der Spezialist für Sicherheit und Leichtbau. Mit seiner extrem hohen Schlagzähigkeit und dem metallähnlichen Bruchverhalten ist er ideal für Schutzsysteme in Fahrzeugen und Industrie. Dieser Artikel erklärt die einzigartigen Eigenschaften, die Herausforderungen bei UV-Schutz und Zerspanung sowie die komplexen Beschaffungsstrategien für diesen Hochleistungswerkstoff.
Aramidfaserverstärkter Kunststoff (AFK), oft auch als Aramid bezeichnet, ist ein Verbundwerkstoff, der durch die Kombination von Aramidfasern mit einer Polymermatrix entsteht. Dieses Material zeichnet sich durch eine außergewöhnliche spezifische Zugfestigkeit aus. Bei einer Dichte, die nur einem Fünftel der von Stahl entspricht, übertrifft seine gewichtsbezogene Festigkeit die der meisten Metalle bei Weitem. Die einzigartige Kombination aus hoher Schlagzähigkeit, thermischer Stabilität bis 200°C Dauerbetrieb und chemischer Beständigkeit macht AFK insbesondere für Sicherheitsanwendungen in der Verkehrstechnik prädestiniert. Im Vergleich zu Glasfaser- oder Kohlefaser-Verbundstoffen bietet Aramid ein metallähnliches Bruchverhalten, das bei Crashlasten kontrollierte Energieabsorption ermöglicht – ein entscheidender Sicherheitsvorteil.
AFK vereint die mechanischen Vorteile der Hochleistungsfasern mit den Verarbeitungseigenschaften moderner Matrixmaterialien. Die Zugfestigkeit erreicht Werte um 2800 MPa, während die Dichte bei nur 1,44 g/cm³ liegt. Dies resultiert in einem spezifischen Festigkeitsvorteil gegenüber Stahlbauteilen von bis zu 70%. Eine charakteristische Schwäche von Aramidfaserverbunden ist die geringere Druckfestigkeit von etwa 300 MPa, die durch optimierte Faser-Matrix-Haftung ausgeglichen wird.
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Zur KontaktseiteThermische Stabilität: AFK schmilzt nicht, sondern beginnt erst ab 400°C zu verkohlen. Bei 250°C behält es noch 50% seiner Zugfestigkeit.
Wärmeleitfähigkeit: Mit 0,05 W·m⁻¹·K⁻¹ ist Aramid ein exzellenter thermischer Isolator.
Chemische Beständigkeit: Das Material ist resistent gegen organische Lösungsmittel, Treibstoffe und Hydraulikflüssigkeiten. Starke Mineralsäuren und Laugen können es jedoch bei erhöhten Temperaturen angreifen.
Die größte Schwachstelle von reinem AFK ist seine UV-Empfindlichkeit. Unbeschichtete Oberflächen verfärben sich von Hellgelb zu Bronzebraun und können bis zu 75% ihrer Festigkeit verlieren. Effektive Schutzstrategien umfassen:
UV-absorbierende Deckschichten (Gelcoats).
Integration von UV-Stabilisatoren in die Harzmatrix.
Beschichtung mit speziellen Polyurethan-Lacken für dauerhafte Außenanwendungen.
Das metallartige Bruchverhalten unter Crashlasten prädestiniert den Werkstoff für Sicherheitskomponenten.
Fahrzeugschutz: Unterbodenschutzsysteme für Rettungs- und Rennfahrzeuge nutzen die hohe Schlagzähigkeit.
Luftfahrt: In Flugzeugrümpfen kommt neben dem Leichtbaupotenzial die hohe Hitzebeständigkeit zum Tragen.
Bahntechnik: Bremsgestänge aus AFK reduzieren die ungefederte Masse und verbessern die Ansprechdynamik. Die Ermüdungs- und Korrosionsbeständigkeit ist ideal für Hochleistungszüge.
Jenseits der Mobilität findet AFK breite Anwendung in Schutzsystemen.
Personenschutz: Kettenschutzbekleidung und stichfeste Westen nutzen die Energieabsorption der Aramidfasern.
Anlagensicherheit: Schutzwände aus AFK-Laminaten halten bei Hochdruckleckagen fragmentierende Teile zurück.
Die Verarbeitung von AFK erfordert spezifisches Know-how.
Vorbereitung: Aufgrund der Feuchtigkeitsaffinität der Fasern (bis 7%) ist eine Vortrocknung bei 120°C zwingend erforderlich.
Verfahren: Vakuuminfusion und automatisierte Prepreg-Legeverfahren sind etabliert.
Zerspanung: Die abrasive Wirkung und das Ausfransen der Fasern erfordern Spezialwerkzeuge wie diamantbeschichtete Fräser oder PKD-bestückte Stufenbohrer. Als Kühlmittel dient Druckluft, um Matrixschäden zu vermeiden.
Zerstörungsfreie Prüfung: Ultraschall (5-10 MHz) zur Detektion von Delaminationen und Thermografie zur Identifizierung von Harzansammlungen.
Zerstörende Prüfung: Zug- und Druckversuche nach DIN EN ISO 527-4/5 sowie die Prüfung der interlaminaren Scherfestigkeit nach DIN EN 2563.
Die Langzeitperformance wird durch beschleunigte Alterungstests prognostiziert. Dazu gehören thermische Zyklen (-40°C bis +80°C), konstante Klimaexposition (z.B. 70°C, 85% rel. Luftfeuchte) und UV-Bestrahlung nach EN ISO 4892-2. Mechanische Dauerfestigkeitsuntersuchungen mit bis zu 10⁷ Lastspielen charakterisieren das Ermüdungsverhalten.
Die Langlebigkeit von AFK-Bauteilen sorgt für eine gute Nachhaltigkeitsbilanz im Betrieb. Das Recycling ist jedoch anspruchsvoll:
Mechanisches Recycling: Zerkleinern zu Reißfasern (3-6 mm) für den Einsatz in Spritzgusscompounds oder Dämmstoffen.
Chemisches Recycling: Selektives Auflösen der Matrix zur Rückgewinnung unversehrter Aramidfilamente für hochwertige Anwendungen.
Die energieintensive Herstellung der Aramidfaser wird durch die lange Nutzungsdauer (bis zu 30 Jahre in Schutzanwendungen) und betriebliche Einsparungen kompensiert.
Die Beschaffung erfordert tiefes materialspezifisches Know-how.
Spezifikation: Eine präzise Definition der Faser-Matrix-Kombination ist entscheidend.
Qualitätssicherung: Zerstörungsfreie Prüfung der Faserorientierung und Schichtdicken ist obligatorisch.
Logistik: Klimakontrollierte Lagerung (<45% rel. Luftfeuchte) und vibrationsgedämpfter Transport sind notwendig.
Für nicht mehr verfügbare Ersatzteile sind Reverse-Engineering und Materialanalysen unerlässlich. Für Kleinserien etablieren sich additive Fertigungsverfahren, bei denen Aramidkurzfasern in thermoplastischen Matrices verarbeitet werden.
Hybrid-Systeme: Kombination von AFK mit Kohlenstofffasern zur weiteren Gewichtsreduktion.
Funktionsintegration: Eingebettete Sensorfasern für Structural Health Monitoring.
Thermoplastische Matrizes: Entwicklung von Systemen mit PAEK-Harzen für kürzere Zykluszeiten und verbesserte Schlagzähigkeit.
Digitalisierung: Inline-Messtechnik und digitale Zwillinge zur Qualitätssicherung und Prozessoptimierung in der Fertigung.
Aramidfaserverstärkter Kunststoff (AFK) etabliert sich als Schlüsselmaterial für Hochsicherheitsanwendungen, bei denen Leichtbau, Schlagfestigkeit und thermische Stabilität gefordert sind. Sein einzigartiges, metallähnliches Bruchverhalten eröffnet Lösungsräume jenseits klassischer Metalle. Die kontinuierliche Weiterentwicklung von Verarbeitungstechnologien reduziert die Kosten und erweitert das Anwendungsspektrum. Für Beschaffungsverantwortliche wird materialspezifische Expertise zum entscheidenden Erfolgsfaktor, um das volle Leistungspotenzial von AFK in komplexen Verkehrs- und Sicherheitssystemen auszuschöpfen.
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